Entstehung

Ein Alpinum,
eine Steinanlage, die Pflanzen mit Standortansprüchen wie sie in hochalpinen Lagen zu erwarten sind, beherbergen soll.
In einem kleinen Garten. Nicht im Gebirge. Am Niederrhein, auf 30 m ü.n.N.
Geht sowas?

Als Garten-Anfänger will man ja vieles erzwingen, also hatte ich vor ein paar Jahren ein zehn Quadratmeter-Miniatur-Alpinum in einem Bereich des Gartens hinterm Haus angelegt, und dabei die ersten guten und schlechten Erfahrungen gesammelt. In den Wintermonaten fehlte die Sonne und nach dem Regen blieb es mangels Ventilation viel zu lange feucht. Das sind natürlich nicht die besten Bedingungen für empfindliche Pflanzenschätze, zumal das übliche Niederrhein-Klima noch zusätzlich eine Herausforderung für die Gebirgsflora darstellt.
Allerdings wuchsen einige der für den Niederrhein exotischen Pflänzchen erstaunlich gut und erfreuten uns mit ihren Blüten.

Vor unserer Terrasse hatten wir eine Rasenfläche von etwa einhundert Quadratmetern, die nach jedem Regenguß tagelang unter Wasser stand. Ein extrem verdichteter Lehm-Boden verhinderte eine natürliche Drainage, neue Pflanzen wuchsen schlecht oder gar nicht an und eine bestehende 15 Meter hohe Douglas-Tanne brach während eines Sturmes um, weil sie an der Basis durchgefault war. Was soll man mit so einer Gartensituation anfangen?
Also bot sich die Gelegenheit, eine vom Erdboden entkoppelte und damit Staunässe-unempfindliche Steingartenanlage zu bauen.

Hier ist die Ausgangslage, eine sumpfige Rasenfläche auf der Südseite des Hauses.

Zunächst wurde der Rasen abgetragen, Wurzeln entfernt und das Gefälle-Niveau bestimmt.

Nahe der Eibenhecke haben wir schon zwei Staudenbeete angelegt. Ab dem frühen Nachmittag ist es dort schattig.

Die Bewässerung, Drainage und Stromversorgung unter anderem für den Brunnen bzw. die Beleuchtung muß natürlich zuerst verlegt werden, dazu haben wir diese Leer-Rohre vergraben. Ebenso einige Wasser-Steckdosen, die dann später strategisch günstig in den Pflasterwegen liegen werden.

Ein kleiner Teil der Lehmerde wurde durchgesiebt und später unter das Substrat für das gesamte Alpinum gemischt.

Dort wo später die Wege angelegt werden sollen, wird der Lehmboden auf 60 cm Tiefe ausgekoffert, für das Steinbeet reichen 40 cm.
Trotzdem kommt erschreckend viel Abraum zustande. Die ausgekofferten Bereiche werden nun wieder mit Recycling-Schotter verfüllt, verdichtet und auf Niveau gebracht.

Der Abraum aus Lehmerde füllte zwei 7-Kubikmeter Mulden.

Auf den Schotter für die Wege wird nun eine Schicht Basalt-Split aufgeschüttet, damit das Pflaster verlegt werden kann.
Die Randsteine für das Steingartenbeet, in unserem Fall Grauwacke, werden wie bei einer Trockenmauer aufgeschichtet und stabil positioniert.

Die Pflastersteine sind aus Basalt und Sandstein, mit durchschnittlich 4 Zentimeter Kantenlänge.

Innerhalb der Beetfläche wird nun nocheinmal eine 20 cm dicke Schicht Kalkschotter bzw. Basaltschotter als Drainage verteilt.

Darauf verlegen wir nun ein sogenanntes Geo-Flies, zum einen als Sedimentationshindernis nach unten hin, und zum anderen eine Schachtelhalmbremse nach oben.
Nun kann mit dem eigentlichen Aufbau des Alpinums begonnen werden.

Zunächst werden die äußeren großen Gesteinsbrocken platziert, immer stabil liegend, wenn nötig kann man mit einem Meißel nachhelfen. Immer abwechselnd wird nun Schotter und das abgemagerte Erde-Sand-Split-Gemisch aufgebracht. So arbeitet man sich etagenweise nach innen und nach oben vor. Die Steine sollten immer so positioniert sein, daß sie den Wasserablauf nach innen gewährleisten. Um längere Trockenperioden im Sommer zu überbrücken, haben wir einen Tropfschlauch mit eingearbeitet. Er liegt spiralförmig im Abstand von 30 cm etwa 20 cm unter der Oberfläche.

Kniffelig war die Aufgabe, die Bewässerungsschläuche zwischen den Steinen durchzuwinden.

Zusätzlich zum Tropfschlauch gibt es noch eine Sprenkleranlage mit acht einzeln steuerbaren Düsen. Die Anschlüsse hierfür sowie alle anderen Versorgungsanschlüsse laufen an dieser Stelle zusammen und werden später in einer kleinen Box versteckt.

Die Bewässerungsschläuche für die äußere untere Ebene liegen schon.
Die kleine Box mit den Anschlüssen ist mit Teichfolie beklebt, damit hat sie ähnliche Farbe wie das Gestein im Alpinum und fällt nicht so auf. Darauf ist Platz für erste Aussaat-Versuche.

Die Sprinkler-Anlage deckt die gesamte Fläche des Beets ab. Die kleinen Düsen sind nicht so auffällig. Im Winter wird die gesamte Anlage entwässert - mit dem Industriesauger - damit der Frost nichts anrichten kann.

Nur an besonders heißen Tagen wird morgens bewässert.

Kleinere Veränderungen habe ich auch nach zwei Jahren noch vorgenommen, das sieht man an den unausgebleichten eher rötlichen Steinen Mitte rechts im Bild. Auch ist es nach wie vor notwendig, immermal Substrat nachzufüllen, auch um einen Pflanzplatz zu optimieren. Durch eine Auflage von kleinkörnigem Splitt verhindert man das Ausspülen von Erde bei starkem Regen.

Die Bauarbeiten dauerten insgesamt 9 Wochen, kleinere Ergänzungen und spätere Modifikationen ausgenommen. Da wir alles in Eigenleistung erbracht haben beschränkten sich die Kosten nur auf Lieferung von Material bzw.Abtransport vom Abraum.